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Was heißt eigentlich Familie – eine Liebeserklärung


In meinem Leben ist schon viel Turbulentes passiert und hat meine Sicht auf den Begriff „Familie“ verändert. Für mich gibt es nicht DIE oder EINE Familie. Mein Leben besteht aus einer riesen großen Patchwork-Familie, die ich mir selbst zusammengestellt habe beziehungsweise ist es manchmal einfach so passiert (im Schwäbischen sagt man „isch so worre“ – das ist so passiert). Ich bin unglaublich dankbar dafür, dass ich so viele wundervolle Menschen zu meiner Familie zählen kann.



Zunächst einmal habe ich eine Ursprungsfamilie – die, in die ich hineingeboren wurde. Vater, Mutter, zwei ältere Schwestern. Früher, als wir noch Kinder waren (und auch danach), haben wir immer eher wie in einer Wohngemeinschaft gelebt. Wir kamen und gingen, wie es uns passte oder unser Terminkalender es uns sagte (wir hatten alle unsere Hobbies: Musikvereine, Theatergruppen, Sportverpflichtungen, katholische Glaubensgruppen etc.). Ich bin in einer sehr liebevollen Familie und Umgebung aufgewachsen – und obwohl wir alle sehr unterschiedlich waren und noch immer sind: wir konnten uns immer aufeinander verlassen und waren füreinander da. Meine Eltern haben sich getrennt als ich gerade ausgezogen und mit meinem damaligen Freund zusammengezogen bin. Erster „Schlag“ – es gab nun nicht mehr die eine Familie; sondern es gab jetzt meine Mutter und meinen Vater (und später ihn und seine neue Frau) und uns Schwestern mit Familie und Freunden.



Mit 25 Jahren (ich habe gerade meine erste feste Stelle nach dem Studium angetreten) haben mein Freund und ich beschlossen nach 7 Jahren Beziehung, zu heiraten. Diese Ehe hat 1,5 Jahre gehalten – mit 27 Jahren habe ich wieder von vorne angefangen. Zweiter „Schlag“. Ich war geschieden, hing in einem brotlosen Job in einer großen Stadt und in einer WG (dieses Mal in einer „echten“). Den Kontakt zu meinem Ex-Mann habe ich nie abgebrochen – wir haben uns bei der Scheidung sogar einen Anwalt geteilt. Auch heute noch ist er ein wichtiger Bestandteil meiner großen Patchwork-Familie. Er ist Freund und Ratgeber und kennt mich sehr gut, so dass er mich oft auch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen kann.



Die Trennung und der Grund der zur Trennung führte, waren für mich kein Grund für Zorn oder Wut. Ja, ich war sehr traurig und enttäuscht und mir ging es eine Weile auch nicht sehr gut. Ich habe mich jedoch entschieden, dass mich diese Situation nur stärker macht. Das musste ich allerdings auch zulassen. Die Trennung hat mir gezeigt, was für eine Frau ich sein möchte: stark und unabhängig, trotzdem romantisch und an das Gute im Menschen glaubend.


Meine beste Freundin ist die Schwester meines Ex-Mannes. Über ihn habe ich sie kennengelernt. Unsere Freundschaft wurde erst so richtig intensiv mit der Trennung von ihm. Sie, ihr Mann und ihre drei Kinder sind meine Stütze und mein Fels. Meine Heimat und meine Sicherheit.


Die Familie meines Ex-Mannes und meiner besten Freundin ist ebenfalls ein ganz wichtiger Teil meiner Patchwork Familie. Mit ihnen bin ich er-wachsen. Wir treffen uns regelmäßig; ich bin immer noch Teil dieser Familie („Julia, er hat sich getrennt. Aber wir trennen uns nicht von dir“) und werde auch zu Familienfeiern eingeladen.



Mein Freund, mein Herzensmensch, und meine Bonustochter sind meine kleine Familie. Mit ihnen darf ich erfahren, wie es ist eine eigene kleine Familie zu haben – mit allen Höhen und Tiefen. Vor ein paar Jahren hätte ich es nicht für möglich gehalten, Teil einer so wundervollen Familie zu sein. Ich lerne was es heißt, Verantwortung zu tragen bzw. zu teilen. Wie viel Kommunikation es bedarf eine Familie durch den Alltag zu navigieren und welche Herausforderungen Paare entgegenblicken, wenn Erziehungsaspekte nicht deckungsgleich sind (man muss loslassen können und akzeptieren, dass der Partner/die Partnerin es anders macht und auch zum Ziel kommt). Bei ihnen bin ich angekommen – habe nach Jahren der Suche wieder eine Heimat, einen sicheren Rückzugsort.


All diese Menschen (und es gibt noch einige weitere, die in diesen Reigen hervorragend passen würden; das sprengt dann aber doch den Rahmen eines Blogposts) sind verbunden miteinander – manchmal sichtbar und oftmals unsichtbar. Über mich.


Familie ist bunt und chaotisch. Manchmal anstrengend und meistens schön. Familie ist vielfältig und nicht erklärbar. Familie ist ein Gefühl. Familie kann man sich suchen und aufbauen. Meistens jedoch, findet dich Familie – egal ob hineingeboren oder ausgesucht.

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