Meine Emotionen gehören zu mir. Sie sind ich. Ich bin meine Emotionen. Ich kann und werde zukünftig meine Emotionen nicht mehr wegwischen oder entschuldigen. Was ich bin, bin ich wegen meiner Emotionalität. Nicht trotzdem. Lange habe ich diesen Glaubenssatz mit mir herumgetragen. Tatsächlich ist er noch immer in mir. Der Unterschied ist, dass ich seit einiger Zeit daran arbeite, das anzuerkennen. Zu spüren, was mir meine Emotionen sagen möchten. Sie sind mein Kompass, mein Gespür in mich und die Welt. Sie sind mein value-add. Ich spüre Dinge bevor ich sie benennen kann.
Warum schreibe ich das?
Weil in meiner beruflichen Laufbahn jemand stark eingegriffen hat in mich und meine Emotionalität. „Julia – sei endlich mal professionell und nicht so emotional!!!!!“. Ich wurde entkoppelt von mir selbst. Mein Chef mag mich also nur, wenn ich professionell bin. Dann kann ich „etwas werden“. Emotionen sind da fehl am Platz. Und was noch schwerer wiegt: ich bin weniger wert mit Emotionen. Wow. Ich war jung und formbar. Wollte mich beweisen und es zu etwas bringen. In meinen Augen ging das nur mit diesem Chef und damit mit der Gleichung Professionalität = Emotionslosigkeit. Er wollte, dass ich so werde wie er. Ein Konzern-Zombie. Jemand, der*die reinpasst und nicht auffällt.
Was hat er geschafft?
Ich habe mich in mir zurückgezogen. Habe versucht jemand zu sein, der ich nicht bin. Mein Selbstwertgefühl war ab da abhängig davon, wie wenig emotional ich nach außen wirke und wie professionell ich auf andere wirke. Und davon, was andere wohl von mir denken/halten mochten. Ich habe mich verdeckt.
Zu was hat das geführt?
Ich bin unter dem Radar geschwommen und habe mich manchmal bewusst, meistens jedoch unbewusst zurück gehalten mit Aussagen, Einschätzungen etc. um nicht zu emotional gesehen zu werden. Weil ich eigentlich für Themen brenne. Ich habe Leidenschaft für das was ich tue und was ich für richtig halte. Das „deckeln“ führt dazu, dass ich viele Dinge bis ins Unerträgliche hinein für mich behalte, bis es wie aus einem Schnellkochtopf aus dem Ventil zischt. Dann bin ich in den Augen anderer über-emotional. Das führt dazu, dass ich wütend über mich werde, was mich noch emotionaler macht.
Ich möchte ich sein. Überall. Jederzeit. Bei der Arbeit. Im Privatleben. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich nur dann einen sehr guten Job (Beruf, Bonusmama-Sein, Partnerschaft,…) machen kann, wenn ich mit mir verbunden bin. Daran arbeite ich und damit ich mich daranhalte (es ist nämlich gar nicht so einfach so etwas anzugehen), teile ich es mit euch.
Was möchte ich konkret angehen?
Weniger Julia unter einem Deckel verstecken; meine Emotionen zulassen, benennen und die Informationen, die sie für mich bereithalten rationalisieren (warum kommt gerade welche Emotion? was macht das mit mir?...). Bei der Arbeit meine Emotionen wertstiftend einsetzen - in Konfliktsituationen, zur Motivation.
Welche Glaubenssätze habt ihr, die euch hindern ihr selbst zu sein?
Hallo Julia, bewegender Artikel. Man muss schon eine dicke Haut mitbringen in unserem Berufsleben. Ich denke da gibt es kein Generalrezept - ist man etwas sensibler trifft's einen härter. Dennoch Kopf hoch ...Blick nach vorn.
Betrachtet man unsere Terminprobleme und diesen pseudo Leistungsdruck von oben, ist es lächerlich....was sind schon ein paar Tage hin oder her.
Also, ich hoffe Du rappelst Dich auf und findest einen neuen Zugang zu dem Quarck. Für mich ist das ein großes Dorf...und es gibt echt viele coole Leute - auch auf Arbeit.
Gruß,
Patrick
Wunderschö geschrieben, wir wollen auf jeden Fall mehr Julia 🤗
Liebe Julia, herzlichen Dank für den Mut, Deine Gedanken über Deine Gefühle offen zu teilen! Ich habe auf meinem Weg andere Erfahrungen & Prägungen erlebt, und ich habe mir vorgenommen, achtsam und "mindful" mit meinen eigenen und den Gefühlen anderer umzugehen. Auf jeden Fall habe ich den Link zu Deinem Beitrag an meine beiden großen Mädels geschickt, die noch am Anfang ihres Berufswegs stehen, damit sie von Deinen Erfahrungen lernen können! LG, Rainer